In den großen Medien heißt es heute Morgen, Winfried Kretschmann sei gestern Abend in der ZDF-Sendung bei Markus Lanz "der Kragen geplatzt." Gemeint damit sind die Sequenzen der Sendung, in der der aus Stuttgart zugeschaltete Ministerpräsident sehr laut wurde. Doch er wurde - so kurz vor Mitternacht - nicht nur laut, sondern spielte einhergehend mit seinen - sich fast überschlagenden und halb verschluckten - Worten eine sehr wichtige Sache, als eine "Kleinigkeit" herunter. Wir von der Redaktion des Ravensburger Spectrum haben uns in dieser Phase der Sendung für den "Kasper aus dem Ländle" fremd geschämt. Wirklich peinlich.
Denn Kretsche ist nicht etwa der Kragen seines weißen Hemdes geplatzt, sondern er wurde laut und gleichzeitig unkontrolliert, weil er nicht weiter wusste, sich in die Ecke gedrängt meinte und ihm nicht nur kluge Argumente auf die bohrenden Fragen des Moderators fehlten, sondern auch der Mut und die Demut, einen oder mehrere Fehler zuzugeben und Fehlentscheidungen einzugestehen.
Denn sehr wohl widersprechen sich die "Einheit mit der Kanzlerin" und die sukzessive Schulöffnung in Baden-Württemberg für die Grundschüler/innen 14 Tage vor dem "gemeinsam vereinbarten Termin" eklatant. Warum? Weshalb? Wieso? wollte Markus Lanz wissen. Warum - retroperspektiv - so ein fauler Kompromiss? Doch von einem solchen wollte der "stachelige MP" zunächst nichts wissen. Im Gegenteil. Doch weil er sich dennoch überführt wusste, kamen Ausdrücke wie "Kleinigkeit" - "Schurken" - "Viehwaage", "Goldwage" - und "er habe genug an der Backe" aus dem Mund des obersten Konfliktmanagers im Südwesten.
Das ist eines Politikers in so hohem Amt nicht würdig und es "täte" uns sehr wundern, wenn dieser Auftritt dem grünen Katholiken nicht das Amt des MP kosten wird. Denn eine Kleinigkeit oder gar Winzigkeit ("kleine Abweichungen, die andere aufbauschen") ist es keinesfalls, die Grundschüler/innen und deren Lehrer/innen frühzeitig wieder aufeinander los zu lassen - auch wenn es zunächst nur 50 Prozent von ihnen sind, und "damit das Risiko ja um ein vierfaches geringer ist" (Kretsche). Das aber (kleine Abweichung, die andere aufbauschen) stimmt nicht und zwar faktisch stimmt es nicht.
Abgesehen davon, dass diese "kleine Abweichung" zusätzliche und große Verwirrung in der ganzen Republik stiftet und Uneinigkeit zwischen Flensburg und Passau signalisiert.
Und obwohl zwei ausgewiesene Fachkundige bei Lanz saßen und noch einmal betonten, dass kleine Kinder sehr wohl Transporter/innen des Virus sein können, auch "wenn sie keine Symptome zeigen" (bei Tests also immer negativ getestet werden, obwohl sie positiv sind), hört Kretsche lieber auf seinen Virologen, der Gegenteiliges behauptet. Und statt den "Leuten" Probleme im Zusammenhang mit Corona zu erläutern, verweist der MP auf seine bereits genügend belastete "Backe". Aua, wenn das mal nicht schief geht!
Angesichts der Pandemie, der über 50.000 an und mit ihr verstorbenen Mitbürger/innen, der täglichen neu Infizierten (heute wieder über 13.000), der Maßnahmen und dem Impfchaos von einer "Viehwaage" zu sprechen und nur bei den Kindern die Goldwaage zu benutzen, sendet ein Signal (auch wenn's anders gemeint gewesen sein sollte ...), das unmenschlicher und unsensibler nicht sein könnte. Ja Herr Ministerpräsident, sehr wohl benutzen Sie die Goldwaage. Das Gold aber sind nicht die Kinder, sondern die Wählerstimmen für die kurz bevor stehende Landtagswahl.
Seit dem vergangenen Wochenende hängt in "meiner" Straße, es ist eine Nebenstrasse, ein Wahlplakat der "Grünen". Auf diesem Plakat "sagt" Manne Lucha (Minister für Soziales-Integration-Gesundheit) "Winfried Kretschmann wählen". Von anderem Parteien sah ich bis heute noch kein Wahlplakat. Zum Beispiel von August Schuler (MdL der CDU) der sagt: "Eisenmann - der Name sagt alles".
Denn genau darum geht es. Susanne Eisenmann, Kultusministerin der CDU im "Ländle", wollte die Grundschulen bereits Mitte Januar wieder öffnen, was der MP aber verhindert hat - immerhin. Doch zeigte sich zum Ende der Sendung mit Markus Lanz, dass es sich bei der verfrühten und doch "nur leicht abweichenden" Schulöffnung zum 1. Februar, um einen Kompromiss zwischen den beiden Anwärter/innen um den MP-Posten handelt.
Wie wir schon in einem früheren Artikel meinten: POLITIK GEHT VOR GESUNDHEIT - WENN DAS KEINE SCHURKEREI IST ..?!