RaSp / SW
Dass 76 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau schon wieder (besser: immer noch) erklärte Rechtsnationalisten im "Deutschen Reichstag" und in manchen Landesparlamenten sitzen, schreit - wenn auch nicht annähernd so eindringlich, unvorstellbar (siehe den bericht unten) und betroffen wie "damals" aus über 6.000.000 nach Luft ringender Kehlen - zum Himmel.
Unter dem Deckmantel und dem täuschenden Namen "Alternative für Deutschland", verharmlosen oder gar leugnen jene Parlament-ARIER vor allem den Mord an den über 6 Millionen Juden, aber auch den, an Hunderttausenden Sinti und Roma, geistig behinderten Menschen, Homosexuellen, "Politischen" und Widerstandskämpfern (Stauffenberg, Bonhoeffer) und anderen nicht Gewollten und Lebens Unwerten. Erst seit 1996 ist dieser Tag in Deutschland ein offizieller Trauertag (Halbmast-Beflaggung).
Bereits im Juli 2017 - zehn Wochen vor der Bundestagswahl, bei der über 100 AfD-ler/innen in den Deutschen Bundestag gewählt wurden - hatte ich eine Petition "Zum Verbot der AfD" ins Netz gestellt, die seit dem (42 Monate) immerhin oder "nur" 982 Unterschriften erhalten hat (die "jüngste" übrigens heute). Doch dieses Anliegen ist wichtiger den je, zumal es die AfD nicht einmal ansatzweise anerkennt, dass sie eine rechtsnationale Partei ist. Im Gegenteil versucht sie aktuell gerichtlich jede Verdächtigung dieser Art von sich zu weisen. - Stefan Weinert
>>> hier geht es zur erwähnten Petition "Verbot der AfD"
(Quellen, siehe unten) Die Zahl der in Auschwitz Getöteten lässt sich nur schätzen. Viele Deportierte wurden in Auschwitz nicht registriert, sondern gleich vergast und verbrannt. Nach dem Krieg vermutete man zunächst 2,5 bis 4 Millionen Tote, da die Nazis die Zahlen offenbar selbst übertrieben hatten. Heute gehen Forscher davon aus, dass mindestens 1,3 Millionen Menschen nach Auschwitz deportiert wurden. 1,1 Millionen (davon 1 Million Juden) von ihnen starben. Insgesamt wurden während der Nazizeit 5,6 bis 6,3 Millionen europäische Juden getötet. ---
"Zuerst kamen die Frauen mit den Kindern hinein, hernach die Männer. Die Tür wurde schnell zugeschraubt und das Gas in einen Luftschacht geworfen. Durch das Beobachtungsfenster konnte man sehen, dass die dem Einwurfschacht am nächsten Stehenden sofort tot umfielen. Die anderen fingen an zu taumeln, zu schreien und nach Luft zu ringen. Das Schreien ging bald in ein Röcheln über, und in wenigen Minuten lagen alle. Eine halbe Stunde nach dem Einwurf des Gases wurde die Tür geöffnet und die Entlüftungsanlage eingeschaltet. Den Leichen wurden nun durch das Sonderkommando die Goldzähne entfernt und den Frauen die Haare abgeschnitten. Hiernach wurden sie durch den Aufzug nach oben gebracht vor die inzwischen angeheizten Öfen." - Erinnerungen von Lagerkommandant Rudolf Höß, Auschwitz. ---
Lampenschirme aus Menschenhaut: "Im Herbst 1940 war SS-Hauptsturmführer Müller in der Pathologischen Abteilung tätig. Müller gab die Anregung, Tätowierungen von Körpern verstorbener oder getöteter Häftlinge abzulösen, die Haut zu gerben und Lampenschirme aus dieser Haut herzustellen. Er berief sich bei Übermittlung dieses Auftrages an mich auf einen Befehl aus Berlin. Wiederholt wurden Hunderte von Stücken tätowierter Haut auf die verschiedenste Art gegerbt und an den Chef des Amtes D III des Wirtschafts- und Verwaltungsapparates der SS in Berlin, den Standartenführer Lolling, übersandt. Lolling war bis Ende des Krieges leitender Arzt aller Konzentrationslager Deutschlands. Aus einem Fernschreiben Lollings an den SS-Standort-Arzt in Weimar-Buchenwald vom 17. 4. 1944 geht hervor, dass dort zu diesem Zeitpunkt 142 Stück Tätowierungen lagen."
Die oben zitierte Aussage des österreichischen Häftlings Gustav Wegerer in Buchenwald vom 23. April 1945 wird von anderer Seite mehrfach bestätigt. So zum Beispiel durch den französischen Mediziner Alfred Balachowsky, ebenfalls Buchenwald-Häftling, der am 29. Januar 1946 im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess als Zeuge auftrat: M. Dubost: "Gab es viele tätowierte Menschenhäute in Block 2?" Balachowsky: "Es gab stets tätowierte Menschenhäute in Block 2. Ich weiß nicht, ob es viele waren, weil ständig Häute hereinkamen und wieder weitergegeben wurden; es gab nicht nur tätowierte, sondern auch einfach gegerbte Häute, die nicht tätowiert waren."
M. Dubost: "Man hat also Menschen gehäutet?" Balachowsky: "Man hat die Haut abgezogen und dann gegerbt. . . . Ich sah SS-Männer aus Block 2, dem Pathologischen Block, mit gegerbten Häuten unter dem Arm herauskommen. Ich weiß von Kameraden, die in Block 2 arbeiteten, dass dort Bestellungen auf Häute eingegangen sind, und dass diese gegerbten Häute einigen Wachposten und Besuchern geschenkt wurden, die sie zum Einbinden von Büchern benutzten. . . als die Amerikaner das Lager befreiten, haben sie am 11. April 1945 im Block 2 noch tätowierte und gegerbte Häute gefunden. Die Amerikaner fanden auch einen Lampenschirm aus gegerbter tätowierter Menschenhaut, der aus der Wohnung des ehemaligen Kommandanten des Konzentrationslagers Buchenwald, Karl Koch, stammen soll." - Hellmuth Auerbach
Quellen: Internationales Buchenwald-Komitee (Hrsg.), Buchenwald. Mahnung und Verpflichtung. Dokumente und Berichte. Frankfurt a. M. 1960 (Lolling-FS, Abb. 37, Zitat Wegerer, S.158); Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof. Nürnberg 1947, Band VI (Zitat S. 347f.); Arthur L. Smith jr., Die "Hexe von Buchenwald . Der Fall Ilse Koch. Köln 1983.
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Der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust (International Holocaust Remembrance Day) am 27. Januar wurde im Jahr 2005 von den Vereinten Nationen zum Gedenken an den Holocaust und den 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau eingeführt.
Der Tag, der auf den Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee im Jahr 1945 verweist, wurde vor der UNO-Proklamation unter anderem bereits in Großbritannien und Deutschland (Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, seit 1996 durch Roman Herzog) als Gedenktag begangen. Israel begeht seit 1951 mit dem Jom haScho’a einen eigenen jährlichen Gedenktag am 27. Nisan des jüdischen Kalenders.
Am 18. Oktober 2002 beschlossen die Bildungsminister der im Europarat vertretenen Staaten einen Tag des Gedenkens an den Holocaust und der Verhütung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit einzuführen, wobei den Mitgliedsstaaten die Wahl des Tages überlassen blieb. Der 27. Januar wurde von den meisten Staaten, darunter Deutschland und der Schweiz, ausgewählt. Im Zusammenhang mit dem Gedenktag sollen im Schulunterricht Verbrechen gegen die Menschlichkeit,Völkermord und speziell der Holocaust thematisiert werden, wozu der Europarat Unterrichtsmaterialien bereithält.
Nachdem die Generalversammlung der Vereinten Nationen bereits mit ihrer 28. Sondersitzung am 24. Januar 2005 des 60. Jahrestages der Befreiung der Konzentrationslager gedacht hatte, erklärte sie den 27. Januar während ihrer 42. Plenarsitzung am 1. November 2005 durch ihre Resolution 60/7 zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts. Seit 2006 wird er weltweit begangen. (wikipedia)
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Kanzlerin Angela Merkel beklagte bereits vor zwei Jahren anlässlich dieses Gedenkens, Antisemitismus und menschenfeindliche Hetze seien leider auch heute noch Teil unserer Gesellschaft. Sie verwies auf das 2018 geschaffene Amt des Beauftragten der Bundesregierung für den Kampf gegen Antisemitismus und auf die geplante bundesweite Meldestelle für judenfeindliche Übergriffe. „Denn wir sehen heute sehr verschiedene Formen des Antisemitismus: Einmal der Hass auf Juden durch die hiesige Bevölkerung, aber auch durch zugewanderte muslimische Menschen, die diesen Hass auf ganz andere Weise noch einmal zum Ausdruck bringen.“
Heiko Maas warnte in seinem Beitrag mit Blick auf die Digitalisierung: „Was einst am Stammtisch geraunt wurde, wird nun mit einem Klick für alle Welt öffentlich.“ Hass könne sich schneller verbreiten und in Hetze und schlimmstenfalls Gewalt münden. „Wir sehen, wie in ganz Europa Nationalismus propagiert wird und Feindbilder genutzt werden, um die eigene dumpfe Ideologie zu rechtfertigen. Rechtspopulistische Provokateure relativieren den Holocaust - im Wissen, dass ein solcher Tabubruch maximale Aufmerksamkeit beschert.“Maas forderte, Erinnerungs- müssten auch Lernorte sein. „Wer heute geboren ist, für den ist etwa die Pogromnacht zeitlich genauso weit entfernt wie bei meiner Geburt ein Reichskanzler Bismarck. Das verändert das Gedenken, schafft mehr Distanz.“
Die Grünen-Vorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck erklärten: „Die Lehre aus den schrecklichen Verbrechen muss sein, Aufklärung und Zivilcourage im täglichen Leben immer wieder neu zu verankern und zu vertiefen.“Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sagte im Deutschlandfunk: „Wir müssen natürlich Formen des Erinnerns finden, die die Menschen heute ansprechen. Auch die, die jetzt vor einigen Jahren erst zu uns gekommen sind, entweder als Migranten oder sogar als Flüchtlinge.“ Das seien etwa „interaktive Formen, wo zum Beispiel der eigene Betrieb, die eigene Firma, die eigene Institution, in der man ist, sich Gedanken macht, wie sie in der nationalsozialistischen Zeit gehandelt hat, was mit den damaligen Kollegen passiert ist“.
Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, verlangte in der „Passauer Neuen Presse“ einen „Aufschrei der gesellschaftlichen und politischen Institutionen“ und „gesellschaftlichen Widerstand“ gegen Antisemitismus.