16./17./18. Januar 2021
RaSp / SW /Th
Die Frage, die Freund Thomas (68) aus Strande (bei Kiel) und ich (69) vorgestern Abend am Telefon aufwarfen, ist durchaus einer Diskussion würdig. Wir fragten uns nämlich, warum die Verabreichung der Corona-Antispritzen nicht so organisiert wurde, wie mensch die Landtagswahlen oder die Bundestagswahl organisiert? Es ging uns dabei nicht um eine Umsetzung "eins zu eins" (da Politik etwas anderes ist, als Medizin und Gesundheit, sondern um die Übernahme des Prinzips der Organisation.
Da (in der Politik) gibt es festgelegte Wahlkreise, festgelegte Wahlbezirke und fest zugewiesene Wahllokale, wo die Stimme(n) abgegeben werden können und wenn ja, aber auch müssen. So kann ich zum Beispiel im März 2021 nicht einfach in die Kuppelnauschule (eines der Wahllokale in Ravensburg) gehen, um dort mein Kreuz zu machen, sondern nach wie vor ist das Kreishaus II. (dito) in der Gartenstrasse mein Wahllokal.
Wahlkreise und Wahlbezirke sind so geschnitten, dass sich in ihnen annähernd gleich große Zahlen von Wahlberechtigten wiederfinden und nicht alle - von Aichstetten bis Königseggwald, von Boos bis Achberg (Orte im Landkreis Ravensburg) - in die Oberschwabenhalle Ravensburg pilgern müssen, um dort im Pulk zu wählen. Die erwähnte Aufteilung dient der Übersicht, der Sorgfalt, der besseren Kontrolle, der besseren Handhabung und der besseren Verteilung von Arbeit. Jede/r Wahlberechtigte erhält von seinem Amt Wochen zuvor eine Wahlberechtigung und den Wahltermin, der zwar in der politischen Entscheidung für alle der selbe ist (hier: 14. März 2021, zwischen 8 und 18 Uhr), bei der Verimpfung aber nicht sein kann.
Dennoch ist der überhastete Beginn ab 27. (26.) Dezember 2020 Einzelner nicht gerade von Vorteil und wird auch keine schnellere Zweidrittelimmunität (genannt auch Herdenimmunität) der Gesamtbevölkerung generieren. In der Ruhe liegt die Kraft.
Wenn mit dem Impfbeginn bundesweit !! - ohne Sonderwege der Länder - bis zum 15. Februar oder 1. März 2021 gewartet würde (worden wäre), wäre bis zu diesem Zeitpunkt genügend Impfstoff (Zulassung aller Impfstoffe) vorhanden, damit zügig und in gleichmäßiger Frequenz innerhalb von drei Monaten die 1. und 2. Impfung unter der Prämisse der von uns vorgeschlagenen analogen "Wahl-Strategie" vorgenommen werden könnten.
Doch die Impfstrategie des Bundes und der Länder, gegen eine hoch gefährliche Krankeit, bei der das Leben des Menschen auf dem Spiel stehen kann, gestaltet sich da ganz anders, nämlich - relativ gesehen -, chaotisch, ungeordnet, unübersichtlich (obwohl zentral) und mit vielen Fragezeichen versehen.
In der Bundesrepublik Deutschland gibt es wesentlich mehr Impfberechtigte, als es bei Landtags- und Bundestagswahlen Wahlberechtigte sind. Rund 62 Millionen deutsche Bürger/innen sind im Herbst 2021 bei der Bundestagswahl berechtigt (2017 waren es 61,5 Millionen), ihre Kreuze in den Wahlkabinen abzugeben. Von den derzeit in Deutschland lebenden Menschen sollten jedoch zwischen 50 und 58 Millionen geimpft sein (und zwar zweifach), bis eine so genannte Herdenimmunität erreicht ist (so jedenfalls die Theorie).
Bei der Organisation der Anti-Corona-Verimpfung aber läuft es ziemlich chaotisch - zumindest im Vergleich mit der Organisation von politischen Wahlen, die aber - rückblickend und auch vorausblickend - nicht so wichtig sein dürften, wie die jetzige Impf-Campagne! Zwar kann mensch sagen, dass mit der Pandemie sei ja das erste Mal, doch a) stimmt das nicht, b) warnen Mediziner bereits seit Jahrzehnten von Pandemien, und c) hätte mensch bereits seit Anfang März 2020 an einer durchdachten Impfstrategie abeiten können. Das aber geschah nicht. Stattdessen im Sommer mit der Lizenz zum "Malle-Balle-Wahnsinn usw. Und das im Land, das für die preußische Ordnung weltbekannt ist. Ist die Politik in Deutschland doch wichtiger als die Gesundheit seiner Bürger?
Wer einen Imfptermin haben will, muss telefonieren und telefonieren, warten und warten, muss sich selbst drum kümmern. Viele - nicht nur die ganz Alten - sind damit überfordert. Impftourismus innerhalb der Republik ist oder war teilweise möglich. Jedes Bundesland handhabt weitere Impfdetails anders. Und, und, und ... Dazu kommt, dass zentrale Impfzentren eine unkontrollierbare Herdenerkrankung mit ungewissem Ausgang generieren können.
Natürlich sind auch zusätzliche Kritiken bezüglich der Priorisierung (Pyramide statt Felderlösung) und dem Nachschub an Impfstoff berechtigt. Das kommt dann noch hinzu. Doch wir behaupten einmal, dass auch diese Probleme eher lösbar wären, wenn es "Impflokale" [da bieten sich bestimmte Arztpraxen oder Apotheken an) in "Impfbezirken" in den jeweilige "Impfkreise" mit den exakt selben festgelegten Regeln (also in jedem Bezirk identischen) geben würde. Ganz sicher! Bitte denken Sie darüber nach. Danke!
Zu sagen, "ne dazu ist es zu spät, denn wir haben schon alles anders organisiert" (?) kann nicht gelten gelassen werden. Zur Zeit sind erst 1,3 Prozent aller in Deutschland lebenden Menschen (das erste Mal gegen Corona) geimpft worden. Noch ist keine/r (bis auf die 102-jährige Dame) von ihnen wirklich immun, was mensch übrigens auch nicht so sicher von den bisher mit Corona Infizierten (2.040.659) aber nicht Erkrankten und/oder wieder Genesenen *) sagen kann. Stand heute sind 348.959 Deutsche mit Corona infiziert. 46.633 Menschen sind an Corona verstorben. Was also ist mit den *) 1.691.700 (2,0 Prozent) "Genesenen"? Sind sie immun und zwar passiv und aktiv? Das ist zum Beispiel eines der vielen oben erwähnten Fragezeichen.